Sagen, Mythen und Geschichten der Gegend


Einleitung Allgemein Eglofs Gestratz Heimenkirch Hindelang Hörbranz Kempten Lindenberg Oberreute Oberstaufen Opfenbach Ratzenried Rentershofen Ried Scheidegg Sonthofen Stiefenhofen Sulzberg Weiler Quellen

Einleitung

Hier in der Gegend, wie wohl überall, gibt es seit je her Mythen, Legenden und Geschichten, die von Generation zu Generation erzählt wurden und werden.
Manche darf man nicht zu ernst nehmen, andere bringen einen doch zum schmuntzeln und einige haben einen Lerneffekt.
Ich habe mich etwas auf die Suche begeben und einige Geschichten zusammengetragen, wobei ich überwiegend auf das Buch "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" von K.A. Reiser bezogen habe.
Natürlich ist hier nur ein Auszug, und ich habe mit sicherheit bei weitem nicht alle Geschichten.
Vielleicht kennen sie die eine oder andere geschichte, dann würde es mich freuen wenn sie mir diese an Webmaster@Ratzenberg.net schreiben und diese unter Quellenangabe veröffentlicht werden darf.

Und Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß!

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Allgemein

Unterirdische Gänge


Wie in anderen Gegenden, so weis man auch im Allgäu die Sage allenthalben von unterirdischen Gängen zu erzählen. Diese verbanden nach der Volksmeinung entweder ein Schloß mit einem anderen Schloß oder ein Schloß mit einer benachtbarten Kirche oder ortschaft, aber sie gewährten von einer Burg aus eine gesicherte geheime flucht an irgend einen abgelegenen Ort. Wir zählen nun im folgenden all die sagenhaften unterirdischen Gänge auf, soweit sie uns bekannt geworden.
Ein unterirdischer Gang soll ehedem geführt haben:


  • Von Schloss Rotenfels bei Immenstadt bis zu dem Schlosse Neulaubenberg bei Stein (Immenstadt, Stein)
  • Von Rotenfels bis zum Bauhof von Langenegg bei Martinszell, der Gang soll so geräumig gewesen sein, dass man reiten und fahren konnte. (Martinszell)
  • Von Schloss Fluhenstein bis zu dem Schlosse bei Burgberg (Sonthofen)
  • Von der Burg bei Schöllang bis zu dem Dorfe Fischen (Fischen)
  • Vom „Bleichacher Schloss“ bis Bleichach (Gunzisried)
  • Vom Oberstaufner Schloss bis Malas (Oberstaufen)
  • Von der „Russenburg“ bis Ellhofen (Stiefenhofen)
  • Von Laubenberg bis Herteneck (Stiefenhofen)
  • Von Alttrauchburg bis zum „Greit“ bei Hofen (Hofen)
  • Vom einstmaligen Schloss Kelen bei Wirlings (Burgstall) bis Stockach (Wirlings)
  • Von Schloss Sulzberg bis zu der Pfarrkirche zu Sulzberg. Der gang mündete hinter dem Hochaltar. (Stiefenhofen)
  • Von der Burghalde bei Kempten bis Lenzfried
  • Vom versunkenen Schloss Hoheneck bei Görisried bis Oberthingau (Görisried)
  • Vom Schloss Woltenberg bis Schloss Wagegg (Wilpoldsried)
  • Vom „Stein“ bei Grünenbach bis zum Schlosse auf dem Staufen, ebenfalls bei Grünenbach; bei dem „Stein“ habe ehedem ein Lusthaus gestanden, das zu dem Schlosse auf dem Staufen gehörte. Nach anderer Sage soll auf dem Stein einmal eine erste hl. Messe gelesen worden sein
  • Vom Burgstall zu Ratzenberg bis zur Wasserburg Schreckenmanklitz , auch Burg Kellhöf oder Feste zum Anklis genannt. (Ratzenberg)
Quellen (1)&(2)


Tiere reden in der Christnacht


Es war früher gemeiner Glaube, dass in der heiligen Christnacht um zwölf Uhr die Kühe und Rosse im Stalle zu reden anfangen. Ein zweifelsüchtiger Bauer wollte sich doch einmal davon überzeugen und verstecke sich im Stalle unter einem Barren. Als nun die Stunde schlug, da das Christkindlein geboren ward, fingen richtig des Bauern Ochsen an zu reden, und der eine sprach zum anderen: „Du Hoan, was thun mer hoan?“ „Den Bauern auf den Kirchhof fahrn!“ antwortete der andere, ob dieser rede zu Tode erschreckt hatte der Mann genug gehört und verließ den Stall, verfiel darauf in eine hitzige Krankheit und starb. Die beiden Ochsen aber haben ihn richtig hernach auf den Friedhof gezogen.

Quelle (1)

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Eglofs

Das Steigweible von Eglofs


Bei der Steig zwischen Eglofs und Isny ließ sich vor alters oftermalen ein sonderbares, kleines, altes Weiblein blicken, dass die Leute in Furcht setzte, und das man gemeinhin nur das „Steigweible“ hieß. Es hatte ganz altmodische Kleider an, einen „Schiehut“ auf und trug an der Seite einen „Armkratten“. Gewöhnlich begleitete es die Vorübergehenden eine Strecke weit, ohne ein Wort zu reden oder auf eine Frage zu Antworten, und verschwand dann wieder. Oft stellte es die Fuhrwerke, so das die Rosse keinen Schritt mehr weiter wollten. Den Leuten, die nach Malaichen wollten, stand es nicht selten in den Weg, dass sie auf die Seite gehen und ihm ausweichen mussten, und wer nicht musste, mochte diesen Weg, besonders zur Nachtzeit, nie gerne gehen. An der Stelle, wo sich das Weible gewöhnlich herumtrieb, hat man zuweilen nachts auch ein Licht hin- und herirren sehen.

Quelle (1)


Die Hexe von Eglofs


Die Hexen hatten mit Hilfe des Bösen die Macht, in wenigen Augenblicken an Stundenweit entfernte Orte zu gelangen. Eine solche Hexe lebte vor Zeiten auch in Eglofs. Wenn sie zu Mittag kochte und das Schmalzpfännle auf das Feuer gestellt hatte, holte sie während der Zeit, die das Schmal zum heiß werden brauchte, in Lindau Zwiebel, um davon dann in das inzwischen heiß gewordene Schmalz schneiden zu können.
Man hat die Hexe später verbrannt.

Quelle (1)


Wundersames Glockengeläute


Wer früher von Eglofs nach Heimenkirch ging, konnte zuweilen in dem Walde, durch den man kommt, ein wunderbar schönes Glockengeläute hören, dass man nicht wusste, wie einem ward, und man davon ganz bezaubert wurde. Die Leute haben aber meist gemieden, dem Glockengeläute nachzugehen, um nicht den Weg zu verlieren und sich zu verirren. Häufig sei dann aber ein kleines Weiblein gekommen und habe die dem Glockengeläute lauschenden erst recht in die Irre geführt, so das sie oft Stundenlang nicht mehr zum Walde hinausfanden.

Quelle (3)

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Gestratz

Das Steigweible von Eglofs


Text?

In Gestratz sollen einmal die Spatzen so aufgekommen sein, dass sie zu einer allgemeinen Plage geworden. Da beschlossen sie, die lästigen Vögel zu vernichten. Zu diesem Zwecke verschafften sie sich alle lange Fischerruten mit Schnüren und Angeln, und nun gingen sie daran, die Angeln auf die Hausdächer, wenn Spatzen darauf waren, zu schleudern oder, wenn diese im Hof herunten waren, von den Dächern und oberen Stockwerken nach ihnen zu angeln. Andere zogen hinaus auf die Felder und angelten tagelang nach den lästigen Spatzen. Daher kommt es, dass man die Gestratzer früher gerne Spatzenangler nannte.

Quelle (1)

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Heimenkirch

Die Rupertuskapelle im Tropars bei Heimenkirch


Zwischen Heimenkirch und Engenberg steht unweit vom Wege, der die beiden Orte miteinander verbindet, auf einem steilen Hügelvorsprung, wo man es „im Tropars“ heißt, eine Kapelle, die dem hl. Rupert, Bischof von Salzburg, geweiht ist. In diesem Kirchlein erblickt man in einer viereckigen Vertiefung des Fußbodens großmächtigen Stein, der auf seiner Oberseite einen fußähnlichen Eindruck zeigt. Auf diesem Steine soll ehedem der genannte Heilige gestanden sein, als er den heidnischen Bewohnern der Gegend den christlichen Glauben predigte, und von ihm aus soll der Heilige auch einmal einen schweren Hammer fort geschleudert haben mit der Bestimmung, wo dieser niederfalle, solle ein Kirchlein gebaut werden. Da fand man den Hammer drei Stunden weit entfernt in Hegatz bei Wangen, in dem Steine aber zeigte sich der Fuß des frommen Glaubensboten deutlich eingedrückt. An beiden Orten wurden nun Kirchlein errichtet und dem Heiligen geweiht, an die Geschichte mit dem Hammer gemahnt aber heute noch ein Hammer, der auf dem Altarbild der beiden Kapellen abgemalt ist.

Quelle (1)


Das Spinnarwible


Zur Zeit, als unweit des Zusammenflusses des Kumpf- und Kappenbaches in der Gemeinde Heimenkirch noch das Schächele stand, das später gerodet wurde, konnte man in dem Wäldlein des Nachts oft ein kleines, altmodisch gekleidetes Weible sehen, das am Fußwege, der hier durchzieht, saß und spann, und das man darum allgemein das „Spinnarwible“ hieß. Wer ruhig und in Ehren des Weges kam, den ließ sie unbehelligt; wer aber leichtsinnig und ohne Not recht spät heimging, dem spiele sie oft ´übel mit. Man hat darum früher den Burschen oft, wenn sie im abendlichen Heimgarten recht lange sitzen blieben und man sie „afange“ gern los geworden wäre, damit gedroht und gesagt: „Ihr müsst jetzt heim, sonst packt euch´s Sinnarwible!“ Das Spinnarwible soll niemand anderst gewesen ein als der Geist von dem Heidengundele, das die letzte Heidin der Gegend gewesen, und das sich nicht hatte zum Christentum belehrten lassen. Darum habe man es auch nicht auf dem Kirchhof, sondern in dem Tobel des Kappenbaches zwischen Engenberg und Bießenberg begraben, wo es aber keine Ruhe fand und als Geist umgehen musste.
Seitdem das erwähnte Wäldchen abgetrieben wurde, hört man nichts mehr von dem Weible, und so wird es wohl erlößt sein.
(Nach briefl. Mitteilungen des Straßenwärters H.F.X. Bauern in Meckatz)

Quelle (1)


Schloß "Krähe" und das Heidengundele von Heimenkirch


Auf dem Hügel, wo jetzt das Kaplanhaus in Heimenkirch steht, soll in den ältesten Zeiten ein Schloß gestanden haben, das "Krähe" genannt ward. Die Besitzer desselben verharrten noch hartnäckig im Heidentum, als schon längst alle Bewohner der Gegend sich zum Christentum bekannt hatten. Nach der Zerstörung des Schlosses lebte von diesem Geschlechte, das zuletzt ganz verarmte, bis in die Zeit des Schwedenkrieges ein uraltes Fräulein, das die letzte Heidin der Gegend gewesen, und das man darum das Heidengundele hieß. Da sie bis zu ihrem Tode Heidin blieb, wurde sie nicht auf dem Kirchhof beerdigt, sondern auf dem sogenannten "Roßhimmel" begraben, einem Hügel bei Heimenkirch, wo man früher die gefallenen Rosse zu verscharren pflegte. Das Heidengundele fand aber selbst im Grabe keine Ruhe; es mußte lange geisten und ging als "Spinnarweible" in der Gegend um.
Auf dem Platz, wo das Schloß gestanden sei, soll man in der Nähe des Gottesackers schon auf Grundmauern gestoßen sein; aus den Steinen der Ruine aber habe man seinerzeit zwei Häuser erbaut.

Quelle (1)

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Hindelang

Wie Hindelang entstand und zu seinem Namen kam


Hindelang soll auf folgende Weise zu seinem Namen gekommen sein. Zur Zeit der ersten Besiedelung hatten sich nach und nach vier Ansiedler niedergelassen, hatten gerodet und kultiviert und ein jeder seine Blockhütte gebaut. Da traf es sich einmal an einem Sommerabend, dass alle vier beim „Schearbächle“ zufällig zusammen kamen und ins Gespräch gerieten. Da meinte einer von ihnen, sie sollten jetzt doch ihrem neuen Orte auch einen Namen geben, und nun berieten sie lange miteinander, wie sie ihre Niederlassung nennen sollte, ohne einen Namen finden zu können. Da kam zufällig ein Tiroler mit einem schwerbeladenen Zweiräderkarren an ihnen vorbei, der der denselben steilen „Schrotweg“ gegen das Oberjoch zu fahren wollte. Einer von ihnen rief ihm zu: „Kannst du`s verziehen?“ „I weiß it“ sprach der Tiroler, der aus dem Tannheimerthal war, „i wearn wohl hindelang müsse.“ Noch heutigen Tages sagen die Tannheimer statt „dahinten lassen“ „hindelang“, wie sie auch für haben und gehen „hang“ und „gang“ sagen. „Hindelang!“ wiederholte einer der Männer, er muss den Karren „hindelang“. Ei! Wollen wir den Ort nicht „Hindelang“ nennen? Die Anderen waren damit einverstanden, und so ist Hindelang zu seinem Namen gekommen.

Quelle (1)

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Hörbranz

Wegspuck bei Hörbranz


Auf dem Fußwege, der von Hörbranz nach Lindau zu f´ührt, gab es fr´üher mancherlei Spuck. Zuweilen hörte man Wagengerassel und Hufschläge von Rossen, ohne das doch irgend ein F´uhrwerk in der nache zu sehen war, und besonders bei dem Kreuzwege hörte man oft ein eigent´ümliches Rauschen, gerade als wenn eine Schar Vögel aufflöge.
Die Erzähler wurde hier einmal erfasst, umgedreht und auf den Rücken hingeworfen, ohne das sie jemanden zu sehen vermochte. Der „Kratten“ aber, den sie bei sich trug, war mitten entzwei getrennt. Auch sonst sind viele leute hier nicht unbehelligt davon gekommen.

Quelle (1)

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Kempten

Der Hahnenkampf


Zu einer Zeit, kam Karl der Große auf sein Schloss bei Kempten zu seiner Gemahlin Hildegard. Als sie nun eines Tages über Tische saßen und mancherlei von der Vorfahren Regierung redeten, während ihre Söhne Pipin, Karl und Ludwig daneben standen, hub Pipin an und sprach: „Mutter, wenn einmal der Vater im Himmel ist, werde ich dann König?“ Karl aber wandte sich zum Vater und sagte: “Nicht Pipin, sonder ich folge dir nach im Reich.“ Ludwig aber, der jüngste, bat beide Eltern, dass sie ihn doch König werden lassen. Als die Kinder so stritten, sprach die Königin: „ Euren Zwist wollen wir bald ausmachen, geht hinab ins Dorf und lasst euch jeder sich einen Hahn von den Bauern geben!“ Die Knaben stiegen die Burg hinab mit ihrem Lehrmeister und den übrigen Schülern und holten die Hähne. Hierauf sagte Hildegard: „Nun lasst die Hähne auf einander los!“ Wessen Hahn im Kampfe siegt, der soll König werden.“ Die Vögel stritten, und Ludwigs Hahn überwand die beiden anderen. Dieser Ludwig erlangte auch wirklich nach seines Vaters Tode die Herrschaft.

Quelle (1)

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Lindenberg

Lindenberger Bettlermetzger


Wenn man die Lindenberger tratzen und necken will, so heißt man sie die Bettlermetzger. Das rührt daher. Sie hatten einstmals einen Gemeindestier, der gar zahm, aber auch gar genäschig war, so dass er beim Austreiben an allen Häusern und Kreuzstöcken herumschnüffelte, bis man ihm ein Stück Brot herausreichte, weshalb sie ihn zuletzt nur mehr den Bettler nannten. Als der Stier aber alt und unbrauchbar geworden, beschloss der Gemeinderat ihn zu schlachten, und man tat dem so. Da hieß es aber in der Umgegend überall, die Lindeberger hätten den Bettler gemetzget. Manche spielen auf die Geschichte, wenn sie nach Lindenberg kommen in der Weise an, dass sie, wenn sie sich im Wirtshaus eine Wurst haben geben lassen, das Messer an der Gabel wetzen, wie das die Metzger am Wetzstahl zu tun pflegen.


Quelle (1)


Die Nadenberger strecken die Bank


An einem kalten Wintertage kamen sie einmal in einem Haufe zur Hochstube zusammen. Ein jeder wollte sich zum warmen Ofen auf die Ofenbank setzen, nun zeigte es sich, dass trotz ihres engen Zusammenrückens der Platz gerade beim letzten verrann. Damit nun aber dieser auch noch sein Plätzle fände und keinem eine Ausnahme geschähe, gingen sie daran, die Bank um das Wenige, was sie zu kurz war, zu strecken. Sie zogen an den beiden Enden des Sitzbrettes längere Zeit ganz unbändig, so dass es ihnen in ihrem dicken Winterschöpen alsbald zu warm wurde und sie diese ablegten. Als sie hernach sich auf die Bank setzten, siehe, da hatten sie alle Platz, weil sie eben ihre dicken Röcke nicht mehr anhatten. Die guten Nadenberger aber waren nicht anderes als der Meinung, sie hätten die Bank gestreckt.

Quelle (1)


Die Nadenberger graben einen Brunnen


Da Nadeberg auf einem Bergrücken liegt, wo kein fließendes Wasser zu haben ist, so gingen sie einmal daran, einen Brunnen zu graben. Ein Brunnenfinder hatte ihnen eine Stelle angewiesen; wenn sie da so und soviel Manneslängen hinunter grüben, würden sie auf Wasser stoßen. Wie sie nun schon weit hinuntergekommen waren, so dass von allen Seiten mächtig Wasser eindrang, hätten sie gerne gewusst, ob es mit der angegebenen Anzahl von Manneslängen auch seine Richtigkeit habe. Um das am sichersten herauszubringen, legten sie oben am Schacht eine Stange quer über, einer unfaßte sie mit den Händen und hing sich hin, und nun musste einer nach dem andern sich an die Füße des Vormanns hängen. Da wurde es dem obersten aber, wie man sich denken kann, bald sakrisch schwer, so dass ihm die Hände an der Stange auszugleiten drohten. Da rief er den andern zu: "Männer, hebet an Augeblick reacht fest! I mueß gschneall a bißle in d' Händ spuibe!" Das taten die wohl, aber es half nichts, und sie plumpsten alle hinab ins Wasser.

Quelle (1)


Die Nadenberger verlängern eine Leiter


Die Nadenberger bei Lindenberg wollten einmal an einem Hausgiebel etwas ausbessern. Als sie die längste Leiter, die sie hatten, angelehnt hatten, zeigte es sich aber, dass sie nicht ganz hinausreichte und nur etwa einen Klafter fehlte. Da wussten sie Anfangs nicht, was sie tun sollten, und sannen nach einem Vortel. Nach langem überlegen sprach endlich einer: „Männer, wir sind doch recht unpraktisch, das Stück, dass oben fehlt, können wir unten leicht vermissen, wenn wir uns da einander hinauf heben. Wir dürfen also nur das untere Klafter wegsägen und oben anstückeln, dann wird die Leiter in der Länge gerade recht.“ Da waren alle erfreut über diesen guten Einfall, und sie ließen die Leiter nieder, sägten unten den Teil weg und stückelten ihn am anderen Ende sorgsam an. Wie es aber hernach gegangen, haben die Nadenberger nie verraten.

Quelle (1)

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Oberreute

Das Gseaßweible bei Oberreute


Wenn man den Fußweg von Oberreute gegen Sulzberg geht, kommt man durch Viehweiden und Waldungen, wo man es im „im Geseaß“ heißt. Hier hielt sich früher ein kleines Weible auf, dass ein schönes seidenes Gewand und ein Schnellkäpple aufhatte, und das man das „Gseaßweible“ hieß. Viele hatten es schon umlaufen sehen, und dabei erschien es oft ganz plötzlich und verschwand ebenso plötzlich. Zuweilen sah man es ein Seil spannen und die Wäsche aufhängen, und diese war dann immer prächtig weiß wie Schnee, „So weiß, wie man es nie gesehen hatte.“ Man hat früher von dem Weible oft erzählt, und noch jetzt warnt man manchmal die Leute im Scherze, wenn sie des Nachts den Weg gehen: „Gib acht, dass`s Gseaßweible it kutt!“

Quelle (1)

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Oberstaufen

Das Männlein mit der Kraftwurzel


In einer Sennalpe ist einmal ein ganz kleines Männlein mit seinem Weiblein gekommen und hat gebettelt und sich dann, während es Kartoffeln in der Glut briet, mit den Sennen in ein Gespräch eingelassen, wobei sie über dies und jenes Sprachen und zuletzt auch über eine Kraftwurzel, die das Männlein bei sich führte, und die dem Besitzer übermenschliche Kraft verleihen würde. Da wollten sie Sennen, die selbst ungemein stark und gewandt waren, doch eine Probe davon sehen und boten sich dem kleinen Männlein an, sie wollten einmal versuchsweise mit ihm hakeln, ob denn die Wurzel wirklich so viel nutzen habe. Sobald aber einer nach dem anderen sich einhängte, schien es, als wären des Männleins Finger aus Eisen, und keiner vermochte ihn auch nur um Haaresbreite zu ziehen. Da wurde es ihnen unheimlich zu Mute vor dem starken Männlein, und sie gaben ihm reichlich Schmalz, dass sie es friedlich weiter brachten.

Quelle (1)

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Opfenbach

Der Kürbisgeist


Eine ältere Frau ging einmal in der Woche zum Kartenspielen von Schrundholz nach Heimen. Der Fußweg führte durch den Wald und unwegsames Gelände, über eine kleine Brücke, durch ein Tobel hinauf nach Heimen. Sie prahlte immer, daß sie keine Angst hat, wenn jemand kommen würde. Das ging so lange, bis ein paar Nachbarn ihr einmal unten an der Brücke einen Kürbisgeist (das kannte man damals weniger) aufstellten. Sie versteckten sich und beobachteten sie. Als sie zu später Stunde vom Kartenspielen den Heimweg antrat, machte sie zuerst von weitem Halt. Dann ging sie ganz langsam auf den Kürbisgeist auf der Brücke zu, stand vor das Etwas in gebührendem Abstand hin und sagte laut vor sich hin: "Bisch a gueter Goischt, duesch mr nix, bisch a beeser Goischt, machscht, daß verschwindsch"*,und schlug ihn mit ihrem Stock über das Brückengeländer hinunter. Gemächlich ging sie über die Brücke nach Hause nach Schrundholz. Diese Person hieß: Veva Lex aus Schrundholz.
Es geschah um 1920/25.
*Übersetzung: „Bist du ein guter Geist, tust du mir nichts, bist du ein böser Geist, gehst du besser weg.“

Quelle (3)

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Ratzenried

Nächtlicher Waffenlärm in den Schlossruinen Ratzenried


In den Ruinen des ehedem starken und geräumigen Schlosses Ratzenried, dessen Mauerüberreste jetzt noch überaus fest sind, angeblich, weil man bei der Aufführung des Baues den Mörtel mit Wein angemacht habe, war es früher oft nicht ganz richtig, besonders in den Nächten von Allerheiligen und Allerseelen. Man sah da öfters eine mit sechs Schimmeln bespannte Chaise herumfahren, vernahm Hufschläge von Reiterei und Klirren von Rüstungen, und so glaubte man, die alten Ritter würden da erscheinen und Spuk treiben. Wenn das jedes mal eine Zeitlang gedauert hatte, vernahm man darauf in dem nahen Schlossweiher einen mächtigen "Pflumpfer", und alles war dann wieder still. Man glaubte daher, Gefährte und Ritter hätten sich zuletzt jedes mal von der Höhe herab in den Weiher gestürzt.

Quelle (1)

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Rentershofen

Das Holzweible bei Rentershofen


In dem Wäldchen unweit Rentershofen bei Röthenbach trieb sich in früheren Zeiten dass Holzweible umher und schreckte die Leute, wenn sie da durch mussten. Es war klein, dick und alt, trug eine „Schnürkappe“ mit weißen Spitzen und hatte eine gar abschreckendes Aussehen, so dass jedermann es fürchtete, wenn er dessen ansichtig wurde. Einmal gingen im Vorwinter morgens früh drei Uhr drei große und starke Buschen, die zum Dreschen wollten, durch das Wäldchen. Da kam ihnen das Holzweible entgegen und sah so gräulich und unheimlich aus, dass alle drei vor Schrecken so schnell davon sprangen, als sie Boden unter die Füße bekommen konnten, und einer habe dabei sogar den Dreschflegel verloren.

Quelle (1)

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Ried

Der Jäger und der Fuchs


Ein Jäger in Ried bei Weiler bekam einmal auf der Jagd einen Fuchs zu Gesicht und schoss sogleich nach ihm, traf ihn aber nur so, dass er schweißte und weiter floh. Da folgte er im frisch gefallen Schnee der Fährte und dem Schweiß bis er zu einer Tanne im Riedener Holz kam, wo die Spuren auf einmal aufhörten. Aber auch sein fuchs war da nirgends zu sehen, worüber er sich höchlichst wundere. Wie er sich aber überall umsah und auch zur Tanne hinausblickte, bemerkte er da in dem Geäste ein altes Weiblein sitzen. Jetzt konnte er sich freilich leicht zusammenreimen, auf was für einen sonderbaren Fuchs er diesmal geschossen hatte.

Quelle (1)

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Scheidegg

Der Scheidegger Isbär


Dieser musste früher in der Umgegend viel herhalten, wenn man die Scheidegger sticheln oder foppen wollte. Die Geschichte davon aber ist folgende.
Zur strengen Winterszeit brachte einst ein Mann die Meldung nach Scheidegg, draußen im Röhrach hause unter einen überhängenden Felsen der gänzlich vereisten Schlucht ein wildes Tier mit langhaarigen, zottigem, aber schneeweißem Pelz, das gebärde sich entsetzlich zornig und wild, so dass die größte Gefahr sein, es möchte die in der Nähe vorbeikommenden Fußgänger überfallen und so großes Unheil anstiften. Dem zuvor zukommen, taten sich einige kuraschierte Jäger und der Pfarrer des Ortes, der zuweilen auf der Jagd oblag, zusammen und zogen hinaus, das Untier zu erlegen, dass der Beschreibung nach, weil es in der winterlich vereisten Schlucht hauste, wie sie dafürhielten, nur ein Eisbär sein könnte. Die Männer luden also ihre Gewehre und zogen hinaus in das Röhrach. Hier kamen sie richtig alsbald auf die Fährte des Tieres und hören es auch schon heulen. Sie verfolgen die Spur weiter, aber als sie des Tieres ansichtig wurden, das fürchterlich schrie, warfen die einen die Flinte weg und kletterten auf die Bäume, die anderen flohen überhaupt davon, nur der Pfarrer hielt stand, legte an, und schoss und streckte das Tier nieder, so dass es regungslos liegen blieb. Nun fassten die auf den Bäumen wieder Kurasche, kletterten herab und rückten vorsichtig näher. Es regte sich nicht mehr, war also gut getroffen worden. „Wahrhaftig, es ist ein Isbär!“ riefen sie, als sie das langhaarige, zottelige Ding jetzt eingehend betrachteten. Dann machten sie eine Tragbare, und im Triumphe ward der Eisbär hineingetragen nach Scheidegg in des Pfarrer Tenne. Der Pfarrer aber ging hinüber in die Schule und sprach: „Buben, jetzt haben wir das wilde Tier, es ist ein prächtiger Eisbären nicht alle Tage sehen könnt, so will ich euch jetzt hinüber führen und ihn euch zeigen.“
Als die Buben alle voller Neugierde die Jagdbeute eine zeitlang umstanden und betrachtet hatten, unterbrach auf einmal einer, der sonst immer in der Schule tat, als ob er nicht auf fünfe zählen könnte, die Stille und platzte heraus: „I mui allweil dös ist a Hunte!“ In der Tat war der vermeintliche Isbär nicht anderes als ein weißzottiger Schäferhund, der einem Schäfer aus dem Württembergischem verloren gegangen war.

Quelle (1)


Die Schweden in Scheidegg


Text?

Als im dreißigjährigen Kriege viel Not und Leide war und die Schweden allenthalben umherzogen, war in Scheidegg ein Bauer, der, was damals noch eine große Seltenheit war, ein Feuerrohr sich verschafft hatte, mit dem er, wie er oft sagte, den ersten Schweden, dessen er ansichtig würde, vom Gaul schießen wolle. Wie nun die Schweden wirklich durch den Ort gezogen und weiterziehend schon bei den letzten Häusern waren, legte der Bauer sein Rohr an einem Hauseck fest, zielte und schoss richtig einen schwedischen Reiter vom Pferde herunter. Ob dieser Mäucheltat wurden die Schweden grimmig, kehrten um und steckten Haus für Haus in Brand bis auf die Sonnenwirtschaft, die sie verschonten. Das hatte aber seinen Grund in folgendem. Kurze Zeit vorher war in der Wirtschaft ein Handwerksbursche eingekehrt und hatte einiges gegessen und getrunken, erklärte dann aber, er habe kein Geld zum zahlen und wolle, bis er wieder komme, seinen silbernen Rosenkranz als Pfand zurücklassen. Die Wirtsleute begehrten das nicht, aber der Handwerksbursche ließ trotzdem das Pfand zurück und marschierte weiter. Als kurz darauf der Wirt, der abwesen gewesen, nach Hause kam und von dem Rosenkranz vernahm, schickte er eilig dem Handwerksbuschen nach und ließ ihm das Pfand zurückgeben und sagen, er glaube ihm auch ohne Pfand, und weil er so ehrlich, sei ihm seine Zechschuld überhaupt geschenkt. Diese schöne handlungsweise erzählte der Handwerksbursche dann den Schweden, denen er sich angeschlossen, und sagte ihnen, sie sollen doch die Sonnenwirtschaft verschonen, denn „da seinen gut, brave Leute“, und so blieb die Wirtschaft tatsächlich verschont und existiert heute noch.

Quelle (1)

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Sonthofen

Das Kind und die Schlange


In den Bergstatten hatte man bei einem Bauern während der Feldarbeit dem Kinde immer Milch und Brot vorgesetzt. Wenn es nun davon aß, kam eine Schlange, kroch zur Schüssel und „lappte“ vertraulich mit. Einmal kroch sie, als sie genug Milch hatte, fort, um aber kurz darauf mit einem goldenen Krönlein wieder zu kommen. Das legte sie dem Kind in den Schoß, und so war dieses für immer versorgt, reich und glücklich.

Quelle (1)


Der Ursprung von Sonthofen


Da, wo jetzt der schöne Karstflecken Sonthofen steht, soll in ältesten Zeiten ein einzelner Hof gestanden haben, in dem Schweine gezüchtet wurden, und den man deshalb Sauhof hieß. Nach und nach bauten sich dann mehrere Leute an, und aus dem Namen wurde Sonthofen.

Quelle (1)

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Stiefenhofen

Der Schuster und die Katzen


In Ranzenried bei Stiefenhofen war früher ein Schuster, der plagte und prügelte die Katzen immer, wo er nur konnte. Da musste er einmal nachts nach Genhofen, und als ihm der Weg durch den Kirchhof führte, sah er plötzlich die ganze Umfassungsmauer voller Katzen, die alle einen Buckel machten, als wollten sie jeden Augenblick auf ihn losspringen. Da erschrak der Schuster gar sehr, wusste sich kaum zu helfen und machte nun das Gelöbnis, wenn er diesmal davon komme, so wolle er nie mehr einer Katze etwas tun und sie in Ruhe lassen. Er ging langsam rückwärts zum Friedhof hinaus, und sobald er beim Gitter draußen war, erblickte er keine einzige Katze mehr. Sein Versprechen hat er aber zeitlebens gehalten.

Quelle (1)


Der Stubengeist


In einem Bauerhause gegen Stiefenhofen hin ließ sich ein Geist in ganz eigener weise wahrnehmen. Weder bei Tag noch bei Nacht merkte man sonst etwas im ganzen Hause. Wenn aber jemand zwischen 10 Uhr Abend und 3 Uhr in der Früh auf der Ofenbank liegen wollte, so ward er da nicht gelitten, sondern herabgeworfen ohne Gnad und Pardon.

Quelle (1)


Der unheimliche Schimmelritt


Ein Schuhmacher von Stiefenhofen ging einmal Abends spät mit seinem Lehrbuben von der Stör heim. Als beide an dem Friedhofe vorbeikamen, gewahrten sie bei der kleinen Kapelle, die damals noch neben der Kirche stand, einen schönen prächtigen Schimmel, der „überaus nobel“ gesattelt war. Aha, der Schimmel ist beim Wirt ausgekommen, dachte sich der Schuster und übergab dem Lehrbuben sein Handwerkszeug, damit er den Gaul einfangen und heimführen könne. Kaum hatte er sich aber an den Schimmel herangemacht und das schöne Sattelzeug etwas betrachtet und probiert, so kam er, ohne recht zu wissen wie, auf das Roß zu sitzen, und nun sprang der Schimmel mit ihm im rasendsten Galopp über alle Gräben und Zäune dahin und der Harbatzhofer Höhe zu. Dem Reiter verging darob Sehen und Hören. Zum Glück aber ward er nach einiger Zeit abgeworfen, ohne besonderen Schaden zu nehmen, das Roß aber verschwand. Wie es sich hernach herausstellte, war aber weder beim Wirt noch sonst bei einem Bauern ein Roß ausgekommen und überhaupt kein solcher Gaul aus der Gegend bekannt, und so war nach allem kein Zweifel, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugegangen.

Quelle (1)

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Sulzberg

Die Näherin von Sulzberg


Wenn eine Näherin von Sulzberg bei Scheidegg mit ihrem Lehrmädchen vor etwa 80 bis 90 Jahren des Abends von der Stör heimkehrte, musste sie öfters durch einen Wald. Hier erschien dann jedes mal ein Licht, schwebte vor den beiden her und erhellte ihnen so den Weg. Dem Mädchen war strengstens verboten worden, etwas zu sprechen, sobald das Licht erscheine, aber einmal konnte es sich doch nicht zurück halten, und so rief es dem Licht, als es ihnen wieder hindurch geleuchtet hatte, für den erwiesenen Dienst ein Vergelt`s Gott zu. Da sprach der Geist zu der Näherin: „Wie lange habe ich dir schon gezündet, und nie hast du mir Vergelt`s Gott dafür gesagt, auf dass ich schon so lange warten muss! Nun bin ich endlich erlöst!“ Zum Lehrmädchen aber sprach der Geist weiter: „Reiche mit deinen Ellenstab her, dass ich dir danken kann!“ Das Mädchen tat es, und da sah man hernach in dem Stab deutlich die Form von Fingern eingebrannt. Das Licht aber ist von der Stunde an nie mehr gesehen worden.

Quelle (1)

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Weiler

Die Goldmühle


Es war einstmals eine Müllerswitwe, deren Mühle gar alt und baufällig war, so dass sie jeden Tag einfallen konnte. Aber die Witwe war zu arm, um sie neu Aufbauen lassen zu können, und verdienen konnte sie sich auch nicht mehr, weil ihr bei der schlechten Mühle niemand mehr zu mahlen geben wollte. Da war ihr Not und ihr Kummer groß, aber sie blieb dennoch fromm und ehrlich und vertraute auf Gott und betete unaufhörlich. Da kam eines Tages, als die Not auf`s höchste gestiegen war, ein fremder Mann in die Mühle, ließ sich mit der Müllerin in ein Gespräch ein, erkundigte sich nach allem und sprach dann: „Weil dir bei deiner elenden Hütte niemand mehr Getreide anvertrauen mag, so will nun ich dir eine Frucht ausschütten, dass du wieder zum Mahlen kommst,“ schüttete etwas aus und ließ das Mühlwerk laufen. Anstatt des Mehles fielen aber laute blanke Goldstücke in den Kasten, dass sie davon den „Größten Gtumpen“ (Gad) voll bekam, indes der Fremde sich wieder entfernte. Die Müllerin könnte nun eine neue Mühle aufbauen und war eine reche Frau. Wer der fremde Mann aber gewesen, hat man nicht erfahren.

Quelle (1)


Vom letzten Herren auf Altenburg


Die Edlen auf dem Schlosse Altenburg bei Simmerberg waren gegen die Untertanen gar gestrenge Herren, und besonders der letzte ihres Stammes soll sie hart bedrückt und bedrängt haben, weshalb er auch ein schlimmes Ende fand. Lange Zeit war er vor seinen eigenen Leuten des Lebens nicht mehr sicher, so dass er sich nicht mehr öffentlich blicken lassen durfte und seine Zuflucht zu Vermummung und allerlei List nehmen musste, um den Nachstellungen seiner vielen Feinde zu entgehen, wie er dann auch seinen Rossen die Hufeisen habe verkehrt aufnageln lassen, dass ihre Spuren sie täuschten. Zuletzt ward aber seine eigene Haushälterin an ihm zu Verräterin, indem sie ein Paar rote Strümpfe an das Fenster aufhängte, in dessen Nähe der Burgherr seine Mahlzeiten einnahm. Auf dieses verabredetet Zeichen soll er dann durch das Fenster meuchlings erschossen worden sein.

Quelle (1)


Die Schatzhüterin in der Altenburg bei Weiler


In der Altenburg bei Weiler, in der einstens „Zwingherren“ wohnten, war es früher nie recht geheuer, und man sah oft eine Frauengestalt nächtlich umwandeln. Da man immer sagte, in dem Schlosse liege ein Schatz verborgen, so glaubten viele, die Frau müsse den Schatz hüten. Als einmal Abends die alte Rotin da vorbei ging, kam eine Frau mit einem Rechen auf den Schulter aus dem Gemäuer heraus und zu ihr her und bat sie inständig, sie möchte doch mit ihr ins das Schloss gehen, es werde ihr nicht geschehen. Zwar werde wohl ein großer Pudel kommen mit einem Schlüssel im Maul und werde sie erschrecken wollen. Allein sie solle ihm nur herzhaft den Schlüssel entreißen, und dann könne sie damit die Geldtruhe öffnen und von dem Schatze nehmen, so viel sie wolle. Sie selbst aber werde dadurch erlöst. Da sah die Rotin, dass die Frau niemand anderes sei als die Burgfrau, von der man immer sagte, und sie geriet in große Furcht und Angst und floh. Die Burgfrau aber wurde gar traurig und weinte und Schritt betrübt wieder zum Schlosse, wo sie verschwand.

Quelle (1)


Missachtetes Vergeltsgott


In einem Bauernhause war einstmals öfters ein fremder umherreisender Mann übernacht geblieben, und ehe er dann des Morgens wieder weiter ging, zahlte er für die Nachtherberge jedesmal nicht anders als mit einem "Vergeltsgott". Der Bauer aber, der es überhaupt am liebsten nur mit klingender Münze hielt, achtete auf bloße Dankworte wenig; ja als wieder einmal sich der Mann damit verabschiedet hatte, spöttelte er sogar darüber, solche "Vergeltsgott" habe er auf der Obrate (dem Dachboden) droben haufenweis liegen.
Später geschah es, daß der Bauer starb und geisten mußte. Er erschien alle Nacht in dem Hause und lief die Stiege, die zur Obrate führte, ruhelos auf und ab und seufzte und jammerte: "Ich kann's nicht nehmen, ich kann's nicht nehmen!" Er hätte aber die Vergeltsgott, die er angeblich auf dem Dachboden liegen und die er im Leben so gering geachtet hatte, in der Ewigkeit gebraucht.
Nach einiger Zeit kam nun wieder einmal der Fremde, um wie gewöhnlich übernacht zu bleiben; allein die Tochter erklärte, sie könne ihn diesmal wohl nicht mehr aufnehmen, denn es geiste nun im Hause, und der Vater komme alle Nacht, und erzählte, was immer vorkomme. Der Mann aber ließ sich nicht davon abschrecken und sagte, er wolle einmal selbst mit dem Geiste sprechen; vielleicht könne er ihn erlösen. Richtig erschien der Verstorbene des Nachts wieder und offenbarte nun dem Reisenden, er müsse geisten, weil ihm die Vergeltsgott abgehen, die er einst so wenig estimiert habe. Der Mann wiederholte nun alle noch einmal und erlöste damit den Geist, der von da an nie mehr erschien.

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Quellen


(1) aus Reiser, Karl A.:Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus (Kempten 1895)
(2) Dominic Kufer, Erzählt von Einwohnern
(3) Überlieferung von meinem Schwiegervater Nikolaus Epple, geschrieben von Emmi Epple am 27. März 2002


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